Chronik

Retten, Löschen, Bergen, Schützen, Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr.

"Wenn es dazu käme, dass es brennen würde, dass Feuer anginge oder Feuergeschrei wäre, so sollte man dazu die Glocken läuten, dazu dann jedermann kommen, und darin das Beste tun". Pfalzgraf Ruprecht (1309 - 1390), ab 1353 Kurfürst, dem im Jahre 1338 bei einer Erbteilung unter anderem auch Heddesheim zufiel, ließ diese Feuerordnung ergehen.
Somit dürfen wir davon ausgehen, dass auch für Heddesheimer zur Pflicht wurde, nach dieser Ordnung Hilfe bei Feuersnot zu leisten. Als Relikt aus dieser Zeit reckt sich noch heute der Pfälzer Löwe im Schildhaupt des Heddesheimer Ortswappens.

Wenngleich der Ort im Mittelalter nach Schätzungen über "Feuer Eimer und Leitern" hinaus Geräte für kaum mehr als
200 Einwohner zählte, so dürfte doch sicher sein, dass das Feuer oftmals einzelne Häuser heimsuchte und zerstörte,
zumal diese größtenteils aus Holz gebaut und vielfach mit Stroh gedeckt waren. Den Roten Hahn setzten die Kaiserlichen des Feldherrn Tilly im 30 jährigen Krieg 1622 auf die Dächer.
Auch in den Erbfolgekriegen blieb der Ort nicht verschont. 1674 ließ der französische General Turenne die Gemeinde einäschern und 1689 wurde sie erneut von den Franzosen heimgesucht. Keine Auskünfte geben die Analen darüber,
wie oft in diesen Zeiten "Feuergeschrei war und dazu die Glocken läuteten und jedermann kam, sein bestes zu tun." Nachdem 1674 die Franzosen wieder einmal den Roten Hahn bemüht hatten, das alte Rathaus zu zerstören,
wuchs im Jahre 1719 ein neues Rathaus als architektonisches Kleinod aus der Asche, das heutige Wahrzeichen Heddesheims. Im Ortskern gelegen, als zweigeschossiger Putzbau errichtet, erhielt es für seinen sechseckigen Glockenturm mit der welschen Haube 1773 eine Glocke. Zu öffentlichen Versteigerungen wurde sie recht gemächlich geläutet.
Schnell jedoch und aufgeregt bei Feuer.

1774 ließ der Schultheiß Konrad Schrödelsecker eine Gemeindezählung durchführen. Hierbei wurden auch alle öffentlichen und privaten Gebäude, Grundbesitz, Wald und Viehbestand ermittelt. Da in dieser Liste auch die "Gerätschaften" des Rathauses und der übrigen Gebäude aufgeführt sind, erfahren wir aus dem Inventarium über alle der Gemeinde Heddesheim gehörige Mobilien und Immobilien, dass sich im Rathaus immerhin unter anderem „11 Feuer Eimer schlecht und gut" dazu „4 Rothacken" befanden. Dürften zu allen Zeiten die Schultheißen und ihre Gemeinderäte große Sorgen um den Brandschutz der Gemeinde gehabt haben, so erlaubten offenbar erst Anfang des 19. Jahrhunderts die finanziellen Mittel, die schlagkräftige Brandbekämpfung anzuschaffen.

So bestellte die Gemeinde 1805 bei der Glockengießerei Speck in Heidelberg eine Feuerspritze. Die Auslieferung verzögerte sich jedoch, da kein geeigneter Unterbringungsraum zur Verfügung stand.
In einem am 4. Juli 1805 ausgefertigten Bericht des Amtes Ladenburg wird deshalb festgestellt: "Zur Aufbewahrung der neuen Feuerspritze zu Heddesheim ist, da der untere Stock des Rathauses von dem lutherischen Religionsteil als Kirche benutzt wird, ein Spritzenhaus notwendig". Beschleunigt wurde nun der Bau des Spritzenhauses bewerkstelligt,
das immerhin 160 Jahre im Dienst stand, ehe es 1969 dem neuen Feuerwehrgerätehaus Platz machen musste.
Wurden in den ersten Jahren nach Anschaffung der neuen Spritze die Feuerwehrschläuche zum Trocknen in der sogenannten "Monopolshalle", am Rathausplatz aufgehängt, so konnte später dem Spritzenhaus ein Schlauchtrockenturm angebaut werden. Anlässlich des jährlich abgehaltenen "Rügegerichts" wurde die Feuerspritze vom Bezirksamtmann höchst persönlich ausprobiert.

Erst ab dem Jahre 1846, dem Gründungsjahr der ersten freiwilligen Gemeindefeuerwehr in Durlach, wurden die bis dahin bestehenden Pflichtfeuerwehren nach und nach durch freiwillige Feuerwehren abgelöst.
So rief in Heddesheim der im Jahre 1878 amtierende Bürgermeister Philipp Wilhelm Schmidt die Bürger Heddesheims zur Gründung einer freiwilligen Feuerwehr auf. Diesem Ruf folgten 81 Männer, unter Ihnen auch Altbürgermeister Johann Lehmann, der zum 1. Kommandanten ernannt wurde. Der jungen Wehr standen zu diesem Zeitpunkt bereits zwei alte Feuerspritzen zur Verfügung, mit denen tüchtig geübt wurde.
Die Aachener und Münchener Feuerversicherung schenkte der Wehr eine Handdruckspritze auf einem dreirädrigen Fahrgestell mit Handdeichsel, deren Wasserbehälter abnehmbar und tragbar ausgeführt war. Diese Spritze gehört noch heute zu dem Museumsinventarium des Gerätehauses.

Im Jahre 1892 wurden die Erfolge der Wehr und ihr Tatendrang sowie die vielen Mühen bei Übungen dadurch belohnt,
dass die Gemeinde eine hochmoderne, zweispännige Handdruck und Saugspritze anschaffte. War nun der Zeitpunkt der Übergabe zufällig gewählt oder Bestimmung? Die erste "Feuertaufe" erhielt dieses neue Gerät einige Stunden nach der festlichen Übergabe, als das Anwesen des Georg Schrödelsecker in der Unterdorfstraße in Flammen stand.

Im Jahre 1912 wurde dem Gerätepark noch eine Feuerleiter zugefügt. Nach Genehmigung durch den Gemeinderat wurde im Jahre 1914 eine Wasserleitung verlegt, die sogar dazu führte, dass der Gemeinderat zeitweilig der Ansicht gewesen sein soll, die Feuerspritzen könnten abgeschafft werden. Gute Argumente des Feuerwehr Kommandos konnten dies jedoch verhindern, was sich in der Folge auch als richtig erwies. Im gleichen Jahr brach der Erste Weltkrieg aus und viele Kameraden tauschten den blauen Rock mit dem Feldgrauen. 9 Kameraden blieben auf den Schlachtfeldern.
IHRER SEI IN EHRFURCHT GEDACHT. Der Wiederaufbau der Wehr nach dem Ersten Weltkrieg ging nach anfänglichen Schwierigkeiten zügig voran. Der eifrige Übungsbesuch und die gute Ausbildung der Wehr konnten manches Schadenfeuer in Grenzen halten, wie z. B. 1924 bei einem großen Scheunenbrand, bei dem immerhin 130 Haufen Weizen gerettet und die Ausbreitung des Brandes auf die eng angrenzenden Nachbargebäude verhindert werden konnte.

Bereits im Jahre 1921 stellte die Wehr aus ihren Reihen eine Musikkapelle auf, die endlich anlässlich des 50 jährigen Jubiläums im Jahre 1928 ihre große Bewährungsprobe bestand. Zu diesem Jubelfest ging auch ein lang gehegter Wunsch der Wehr in Erfüllung. Der bereits im Jahre 1912 geplante Steigerturm wurde vollendet und der Wehr zu Übungszwecken zum Geburtstagsgeschenk gemacht. Höhepunkt dieses Festes war aber die Bannerweihe anlässlich des Festbanquettes. Von hellem Seidengrund prangt das Heddesheimer Wahrzeichen, das alte Rathaus, bei Festzügen seitdem der Wehr voran, gleichsam als Motto der Wehrmänner, die Werte der Gemeinde und ihrer Bürger zu schützen und zu erhalten.
Nach einem Großfeuer in der Gemeinde Eschelbronn im Jahre 1934, bei dem sich größte Mängel bei der Wasserversorgung gezeigt hatten, wurde landauf landab die vorhandene Wasserversorgung der Gemeinden überprüft.
So auch in Heddesheim die seinerzeit vorhandenen, zu Löschzwecken angelegten, alten 54 Brunnen. Als Ergebnis dieser Überprüfung, an der auch eine Kommission der Gebäudeversicherungsanstalt Anteil hatte, ließ die Gemeinde 22 neue Brunnen im Gemeindegebiet schlagen, die zum Teil noch heute neben dem großzügig ausgebauten und voll ausreichenden Wasserleitungssystem bei Übungen angesaugt und weiterhin zur Reserveversorgung in Stand gehalten werden.

1936 wurde in Heddesheim die erste motorisch ange­triebene Tragkraftspritze in Dienst gestellt, der 1938 eine zweite folgte mit der Auflage, diese letztere bei Kriegsfall nach Mannheim abzustellen. Während der Bombenangriffe auf die Industrie- und Hafenstadt Mannheim im Zweiten Weltkrieg rückte die Heddesheimer Wehr insgesamt 14 Mal nach Großangriffen zur Löschhilfe nach Mannheim aus. Besonders in diesen Zeiten wurden der Wehr hohe Leistungen abgefordert. In einer Nacht des Jahres 1942 gingen durch Bombeneinwirkung in Heddesheim allein 7 Gehöfte in Flammen auf.
Bei Bombentreffern in den Jahren 1943 und 1944 mussten die Wehrmänner Hilfe leisten, hatte doch Heddesheim unter den Nachbargemeinden wegen der unmittelbaren Nähe zu Mannheim am meisten unter den Kriegseinwirkungen zu leiden. Nach Beendigung des 2. Weltkrieges verzögerte sich der Wiederaufbau der Wehr, bedingt durch zeitweiliges Verbot durch die Besatzungsmächte, bis zum Ende 1945. Dennoch konnte die spärliche Ausrüstung bereits zwei Jahre später durch die Indienststellung des ersten selbstfahrenden Tanklöschfahrzeuges erheblich verstärkt werden.

Den 75. Geburtstag der Wehr feierte die Gemeinde im Jahre 1953 gemeinsam mit dem 25 jährigen Jubiläum des DRK Ortsvereins. Als Geburtstagsgeschenk wurde dem Gerätepark ein KLF 8 TS, ein Löschfahrzeug mit Vorbaupumpe und eingeschobener Tragkraftspitze, zugeführt, das sich hervorragend bewährt und neben vielerlei Einsätzen noch lange den Gruppen zum Erwerb des Feuerwehr Leistungsabzeichen dient. In den Folgejahren weitete sich die Gemeinde erheblich aus. Neue Wohnviertel wurden erschlossen, Landwirte siedelten mit ihren Höfen aus dem Ortskern in die weitere Gemarkung aus. Dieser Entwicklung musste auch die Feuerwehr durch erhöhte Mobilität entsprechen.
So wurde das mittlerweile überalterte, noch aus den Kriegstagen stammende Tanklöschfahrzeug 1963 durch ein neues, der Norm gerechtes TLF 16, abgelöst.

Mit dem stetigen Wachsen der Gemeinde, dem Bemühen, trotz Ortssanierung die Bausubstanz in Form altehrwürdiger Bauwerke zu erhalten, ergab sich auch die Notwendigkeit der Schaffung moderner, den Bedürfnissen der Bürger angemessener kommunaler Einrichtungen. Dementsprechend wurde der Ortskern um das alte Rathaus umgestaltet und im Jahr 1969 das neue Rathaus und das moderne Feuerwehrgerätehaus seiner Bestimmung übergeben. Ein gleichzeitig mit der Übergabe des Gerätehauses an die Wehr in Dienst gestelltes Gerätefahrzeug ermöglichte es, den erweiterten Aufgaben einer modernen Feuerwehr gerecht zu werden.

Den notwendigen Nachwuchs an bereits voll ausgebildeten Feuerwehrmännern rekrutiert die Wehr aus der seit 1970 angegliederten Jugendfeuerwehr. Diese Einrichtung orientiert sich vorrangig an den Interessen und Bedürfnissen ihrer Mitglieder im Alter von 8 bis 18 Jahren. Sie vermittelt Feuerwehrtechnik in Praxis und Theorie, Geselligkeit in Form von Spielen, Basteln, Sport und Gesprächen, Abenteuer und Aktion bei Zeltlagern und Fahrten und fördert darüber hinaus die im Feuerwehrdienst unverzichtbare Kameradschaft und Solidarität wie den Bürgersinn in dem Bestreben,
dem Nächsten in Not zu helfen.
Die Wehr ist stolz auf ihre jungen Kameraden, die sich ausnahmslos in ihrer Freizeit nicht nur zu Feuerwehrmännern, sondern darüber hinaus auch zu Rettungsschwimmern und in der ersten Hilfe ausbilden lassen.

1974 wurde mit der Anschaffung einer Funkausrüstung auch in unserer Gemeinde die "stille Alarmierung" über Funkalarmempfänger eingeführt. Somit verfügt die Wehr seinerseits über eine Feststation FuG 7b1, zwei FuG 7b1 im TLF 16 und Gerätewagen, einem FuG 8b1 im LF 16, vier Handfunksprechgeräten und 12 Funkalarmempfängern in zwei Alarmschleifen. Wenngleich der Ausbau der "stillen Alarmierung" noch nicht abgeschlossen ist, so kann die Kernmannschaft der Wehr bereits jetzt zu Einsätzen abgerufen werden, ohne dass die Sirene Schaulustige für "des echte Brandgetümmel" auf den Plan ruft, wie Karl Gottfried Nadler in Pfälzer Mundart im köstlichen "Brand im Hutzelwald"
das Geschehen an einer Brandstelle beschreibt. Der vorläufige Abschluss der Ausrüstung der Heddesheimer Freiwilligen Feuerwehr wurde nun mehr mit der Indienststellung des neuen Löschgruppenfahrzeuges LF vollzogen.
Dieses Fahrzeug ergänzt den bisherigen Gerätepark durch seine zusätzliche Beladung für Hilfeleistung sinnvoll.

Bei jedem Geburtstagskind gibt es einen Moment, in welchem die Rückerinnerung an die vergangene Zeit Raum greift.
So mag es der Leser verzeihen, wenn auch der würdige Einhundertjährige auf seine Entwicklung reflektiert.
Durch Bürgersinn und Einsicht der Verantwortlichen wurde aus "11 Feuer Eimer schlecht und gut" sowie 4 Rothacken eine schlagkräftige Wehr, die in unserer Gemeinde dem Roten Hahn und auch anderen Notständen Paroli bieten kann.
Dank dafür den verantwortungsbewussten Gemeinderäten, Schultheißen und Bürgermeistern und den Feuerwehrmännern aller Generationen, die dazu beigetragen haben, dass wir heute in der Lage sind zu “Retten, Löschen, Bergen, Schützen, Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr.”